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Studien zum Thema Schulwahl, Bildung und Bildungsvielfalt

Wer hat Angst vor Schulwahl?

Wer hat Angst vor Schulwahl

In einer schweizweiten Umfrage der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) befürworteten 64% der befragten Personen eine Schulwahl zwischen den staatlichen Schulen.

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Die Studie „Wer hat Angst vor Schulwahl?“ von Andrea Diem und Stefan C. Wolter prüft anhand von Befragungsdaten die Einstellung der Schweizer Wahlbevölkerung zu verschiedenen Formen freier Schulwahl. Die Befunde zeigen, dass eine Finanzierung der privaten Schulen mit öffentlichen Geldern klar abgelehnt wird, während eine freie Schulwahl zwischen öffentlichen Schulen mehrheitsfähig sein dürfte (64% befürworten dies eher oder sehr). Die Analysen zeigen, dass die Heterogenität der Befürwortung oder Ablehnung mehrheitlich einem erklärbaren rationalen Nutzenkalkül folgt. Personen(-gruppen), die sich eher einen Vorteil durch mehr Schulwahl versprechen, wie Eltern mit schulpflichtigen Kindern, in Städten der Grossagglomerationen lebende Personen sowie solche mit tiefem Einkommen, haben signifikant höhere Zustimmungsraten. Personen aus kleinen/mittleren Gemeinden, mit hohem Einkommen oder mit einer Lehrerausbildung sind dagegen ablehnend. Die Analysen zeigen auch sprachregionale Unterschiede, welche mit einem kulturell anders bedingten Staatsverständnis erklärt werden können.

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PDF der Studie

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64% der Schweizerinnen und Schweizer sind für die Volksschulwahl. Hier die Abbildung dazu:

Abbildung 1: Einstellungen zur freien Schulwahl

Freie Schulwahl erhöht die Qualität der Bildung

Freie Schulwahl erhöht die Qualität der Bildung

Die Schweiz tut sich mit der freien Schulwahl schwerer als andere Staaten, dabei würde sie der heutigen Segregation aufgrund des Wohnortes entgegenwirken. Zudem würde mehr Wettbewerb unter den Schulen die Qualität der Bildung erhöhen. Von Patrik Schellenbauer, 23. Juni 2015, Avenir Suisse.

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Die Schweiz tut sich mit der freien Schulwahl schwerer als andere Staaten, dabei würde sie der heutigen Segregation aufgrund des Wohnortes entgegenwirken. Zudem würde mehr Wettbewerb unter den Schulen die Qualität der Bildung erhöhen. Von Patrik Schellenbauer, 23. Juni 2015, Avenir Suisse.

In kaum einem entwickelten Land haben Eltern sowie Schüler und Schülerinnen so wenig Freiheit in der Wahl der Volksschule wie in der Schweiz. Zur Schule im Dorf oder im Quartier gibt es selten Alternativen. Zwei Drittel der Sekundarschulleiter gaben in einer OECD-Befragung (2010) an, dass sie mit keiner anderen Schule im Wettbewerb um Schüler stehen. Damit liegt die Schweiz auf dem vorletzten Platz von 32 OECD-Ländern. In ländlichen Gegenden dürfte der Anteil lokaler Quasi-Monopolisten noch höher liegen. Es gilt der Grundsatz: Wo du wohnst, gehst du zur Schule. Bestrebungen, dies zu ändern, scheitern in den Kantonen (Basel-Land, St. Gallen, Thurgau und Zürich,) regelmässig mit erdrückenden Nein-Mehrheiten. Warum tut sich ein Land, das sich selbst als liberal versteht, mit der freien Schulwahl so viel schwerer als die meisten anderen Staaten?

Für viele verkörpert die Volksschule eine wesentliche Errungenschaft des modernen Bundesstaates. Die Bundesverfassung von 1874 schrieb erstmals obligatorischen, kostenlosen und vor allem konfessionsneutralen Unterricht in allen Kantonen vor. Dadurch sollte der kirchliche Einfluss in der Innerschweiz zurückgedrängt werden. Auch wenn der Gedanke an einen neuen Boom von Religionsschulen in der säkularen Schweiz abwegig wäre, überwiegt bis heute die Vorstellung, dass die Grundbildung vom Staat zu erbringen sei.

Mit einem Anteil von 5 Prozent ist die Bedeutung der Schweizer Privatschulen denn auch auffallend klein, zumindest quantitativ. Immerhin zählen viele von ihnen zu den besonders innovativen Schulen. Trotzdem regt sich der Widerstand gegen Liberalisierungen vor allem beim Einbezug privater Anbieter ins offizielle Auswahlmenü, z. B. mittels kantonaler oder kommunaler Bildungsgutscheine, mit denen die Nutzer privat geführte Schulen bezahlen könnten.

Zwar werden solche Modelle in mehreren Ländern (darunter Skandinavien) erprobt, in der Schweiz ist dafür aber noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Aber schon allein die Wahlfreiheit unter öffentlichen Schulen wäre ein wichtiger Schritt. Dafür könnte es in der Bevölkerung durchaus Mehrheiten geben. Dass damit die «Privatisierung der Bildung» eingeläutet werde, ist bewusste Schwarzmalerei.

Solche Argumente zeigen aber eines: In Bildungskreisen herrscht eine grundsätzliche Abneigung gegen alles, was irgendwie nach Wettbewerb riecht. Dass Wettbewerb auch ein Entdeckungsverfahren für Neues und damit im Grunde ein kreatives Prinzip ist, wird nicht zur Kenntnis genommen.

Das Reflexargument gegen mehr Wahlfreiheit lautet, der dadurch entstehende Wettbewerb unter Schulen sei sozial schädlich, weil sich die Einkommensschichten entmischten und die Bildungssegregation gefördert werde. Die Realität sieht anders aus. Die Bildungsnähe von Elternhäusern und damit die (vermutete) Qualität einer Schule spiegeln sich in höheren Mieten der Standortgemeinde. Wer seine Kinder in einer bevorzugten Gemeinde zur Schule schicken will, zahlt einen Eintrittspreis, den sich wiederum nur Gutbetuchte leisten können. Die Segregation ist also eine Folge des heutigen Systems. Heute hängt die Wahlfreiheit – sei es per Umzug oder per Privatschule – faktisch am Einkommen. Studien bestätigen, dass vor allem hohe Einkommen die freie Schulwahl ablehnen, denn sie verlören ein Privileg. Der Linken sollte dies zu denken geben.

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Artikel auf Avenir Suisse | Artikel im Tagesanzeiger | Artikel als PDF

Patrick Schellenbauer

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Dr. Patrik Schellenbauer ist stellvertretender Direktor von Avenir Suisse und betreut schwergewichtig die Themen Bildung, Arbeitsmarkt, Verteilung sowie Immobilien. Er ist ausserdem Lehrbeauftragter der ETH Zürich für Immobilien- und Stadtökonomie. Frühere berufliche Stationen waren die Zürcher Kantonalbank, wo er den Bereich Immobilienrisiken leitete sowie eine Stelle als Oberassistent an der ETH Zürich.

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Weiterer Text von Patrick Schellenbauer

Porträit Patrick Schellenbauer

Wettbewerb durch Privatschulen stärkt das Bildungssystem

Wettbewerb durch Privatschulen stärkt das Bildunssystem

Untersuchungen vom ifo-Institut zeigen: Länder profitieren durch Wettbewerb und niedrigere Bildungskosten.

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Zusammenfassung

Länder mit einem höheren Anteil von Schülern, die Privatschulen besuchen, erreichen im internationalen Vergleich bessere Bildungsleistungen. Das geht aus einer Studie hervor, die ifo-Wissenschaftler Prof. Ludger Wößmann gemeinsam mit Harvard-Professor Martin West soeben in der international führenden Fachzeitschrift Economic Journal veröffentlicht hat. Darin vergleichen die Forscher die Ergebnisse von 220.000 15-jährigen Schülern aus 29 OECD-Staaten im internationalen PISA-Test.

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Link zur Studie

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