«Der Mensch lernt im Spiel alles fürs Leben»
Hotel Bahnhof, Düdingen. Sa. 9. Juni;
Vortrag 15 Uhr (Deutsch) und 18 Uhr (Französisch);
Film «Alphabet» um 15 Uhr (Französisch) und um 18 Uhr (Deutsch)
Der Autor, Musiker und Pädagoge André Stern ist nie zur Schule gegangen und überzeugt, dass Kinder sich individuell und nach dem eigenen Tempo entwickeln sollten. Am Samstag hält er in Düdingen einen Vortrag.
Ein Artikel aus den Freiburger Nachrichten vom 4. Juni 2018.
DÜDINGEN Am kommenden Samstag erzählt André Stern in Düdingen, wie es ist, nie zur Schule gegangen zu sein. Der 1971 in Paris geborene Autor, Musiker und Komponist vertritt seit Jahren die These, dass der Besuch einer Schule das individuelle Lerntempo eines Kindes und damit seine persönliche Entwicklung bremsen kann. Er muss es wissen, ist er doch gross und erfolgreich geworden, ohne je zur Schule gegangen zu sein.
Der charismatische Franzose plädiert für bedingungsloses Vertrauen in die natürliche Entwicklung der Kinder. Er ist überzeugt, dass nicht Leistungsoptimierung und Konkurrenzdenken die Kinder weiterbringt, vielmehr lerne der Mensch im Spiel alles, was er fürs Leben braucht, und erst noch ohne Anstrengung. Der Vortrag des 47-jährigen André Stern unter dem Titel «Spielenlebenlernen» wird von Deutschfreiburger Eltern organisiert, die Kinder haben, die nicht ins Kästchen-System der Schule passen, und deshalb mit Ausgrenzung, Mobbing, einer Störung oder gar Krankheit konfrontiert sind. Viele dieser Eltern sehen als einzige Möglichkeit, um den Bedürfnissen ihrer Kinder gerecht zu werden, dass diese aus dem öffentlichen Schulsystem genommen werden. Die Elterngruppe kämpft vor allem auch darum, dass Homeschooling, also das Unterrichten zu Hause, im Kanton Freiburg mit weniger Auflagen verbunden wird, wie dies in anderen Kantonen, so etwa im Kanton Bern, der Fall ist (die FN berichteten).
«Wir wünschen uns mehr Lösungsorientierung statt Problemorientierung», sagt Mitorganisatorin Karin Lerch.
Der Vortrag von André Stern ist Teil einer Initiative dieser Elterngruppe, sich zusammen mit der seit Jahren aktiven Elternlobby Schweiz besser zu vernetzen und die Öffentlichkeit und Lehrpersonen zu informieren. «Wir führen keine Kampf gegen die Schule oder die Lehrpersonen», hält Karin Lerch, Mutter eines betroffenen Kindes, fest. «Wir stellen aber das starre, unmenschliche System infrage, das immer mehr Kinder und Eltern traumatisiert zurücklässt und auch viele Lehrpersonen ins Burnout schickt.»
André Stern wird seinen Vortrag am Samstag zweimal halten, einmal auf Deutsch und einmal in französischer Sprache. Zudem zeigt die Elterngruppe den Film «Alphabet» von Erwin Wagenhofer, der sich mit Bildung im grösseren Zusammenhang auseinandersetzt. Als dritter Teil dieses Anlasses ist ein Austausch unter den Teilnehmern geplant.
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