Interview mit Remo Largo zum Thema Schulnoten
Auch mit dem neuen Lehrplan 21 werden die Leistungen der Schülerinnen und Schüler ab der zweiten Klasse mit Noten bewertet. Dabei ist umstritten, ob sie pädagogisch Sinn machen.
Ein Interview mit Remo Largo für die Zürichsee-Zeitung.
Was tragen Noten zum Lernerfolg bei?
Remo Largo: Gar nichts. John Hattie, ein neuseeländischer Bildungswissenschaftler, führte 2009 eine Meta-Analyse von 50 000 Studien mit 250 Millionen Kindern durch und untersuchte dabei 138 Faktoren auf den Lernerfolg. Es zeigte sich, dass Noten nichts dazu beitragen.
Was braucht es denn für erfolgreiches Lernen?
Das Wichtigste ist die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler. Jeder Schüler möchte vom Lehrer oder der Lehrerin so angenommen werden, wie er nun einmal ist. Viele Schüler und auch ihre Eltern erleben Noten als Ablehnung. Ein weiterer sehr wichtiger Faktor für den Lernerfolg ist die Qualität des Unterrichts. In der Schweiz ein Tabu-Thema.
Warum möchte man hierzulande nicht auf Noten verzichten?
Diese Frage müssen Sie den Verantwortlichen im Bildungssystem stellen. Wobei ich mich ernsthaft frage, wer eigentlich verantwortlich ist. Das Bildungssystem erscheint mir als eine Art Planwirtschaft. Oben wird bestimmt und nach unten durchregiert. Viele Lehrer und Lehrerinnen möchten nämlich anders Schule geben. Das System mag keinen öffentlichen Diskurs und reagiert dünnhäutig auf jede Art von Kritik, denn das System hat immer Recht. Die Kontroverse um die Noten kommt mir vor wie der Streit um den Ablasshandel vor 500 Jahren: Wer brav auswendig lernt, bekommt gute Noten.
Das ganze Interview sowie den Artikel der Zürichsee-Zeitung finden Sie hier.
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