«Für die Katz oder für die Kids?»
Ein Leserbrief von Erwin Ogg, veröffentlicht in der NZZ vom 21. September 2018
Walter Bernet bezeichnet den Anspruch der Volksschulen, alle Kinder zu integrieren, zu Recht als utopisch (NZZ 12. 9. 18). Wie verschiedene Studien zeigen, stossen sie in ihrem Bemühen, allen Kindern gerecht zu werden, an deutliche Grenzen. Beispiele: Jedes Jahr brechen in der Schweiz rund 5000 Jugendliche frustriert die Schule ab. Damit verbunden sind hohe soziale Folgekosten. Fast jedes fünfte Kind repetiert in der Schweiz ein Schuljahr. Eine Massnahme, die dem Kind in der Regel nichts bringt, den Staat aber etwa 15 000 Franken kostet. Die unzureichende Schulbildung von rund 20 Prozent der Schulabgänger verursacht volkswirtschaftliche Kosten von rund einer Milliarde Franken pro Jahr.
Die an unser Schulsystem geknüpfte Erwartung, allen Kindern eine optimale Schulbildung zu vermitteln, kann nicht erfüllt werden. Eine erhebliche Minderheit fällt gewissermassen «zwischen Stuhl und Schulbank». Der Grund dafür liegt nicht in einer mangelhaften Qualität unserer Schulen, sondern in der sehr unterschiedlichen Entwicklung und Begabung der Kinder. Entsprechend verschieden sind auch ihre Bildungsbedürfnisse. Ebenso wenig wie ein Schuhmodell für alle Füsse passt, kann ein Schulmodell den Bildungsbedürfnissen aller Kinder gerecht werden. Es braucht dazu Schulen mit verschiedenen pädagogischen Konzepten und Schwerpunkten und die freie Wahl eines für ein Kind geeigneten Modells. Bildungsvielfalt und freie Bildungswahl sind notwendige Voraussetzungen eines chancengerechten Bildungswesens.
Erwin Ogg, Rapperswil-Jona
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