
Fallbeispiel 6: Von Angst geprägtes Unterrichtsklima
(Name der Elternlobby bekannt)
Die ersten beiden Primarschuljahre besucht unsere älteste Tochter an der öffentlichen Schule in unserem Dorf. Sie ging sehr gerne zur Schule, hatte eine ausgezeichnete Lehrerin, der es gelang, viel Herzlichkeit in den Unterricht zu bringen und die rasch das volle Vertrauen unserer Tochter hatte. Nach der zweiten Klasse erfolgte der in dieser Gemeinde übliche Lehrerwechsel. Nun hatte unsere Tochter bei einem jungen frisch ausgebildeten Lehrer Unterricht. Dieser junge Mann zeigte nun wenig pädagogisches Geschick. Er überforderte die Schülerinnen und Schüler zum Teil massiv und erzeugte so ein von Angst geprägtes Unterrichtsklima. Zum eigentlichen Psychoterror wurde das häufige unmotivierte Verschieben von angekündigten Prüfungen. Unsere Tochter steigerte sich eine schreckliche Schulangst hinein. Wir Eltern erlebten, dass sie bereits am Morgen beim Frühstück aus Angst vor der Schule mit den Händen zitterte.
Natürlich haben wir das Gespräch mit dem Lehrer gesucht. Nach mehreren Gesprächen wurde uns klar, dass von dieser Seite keine Lösung zu erwarten war. Der Lehrer war zwar sehr freundlich mit uns, konnte sich aber überhaupt nicht vorstellen, dass ein Schüler vor seinem Unterricht Angst haben könnte. Dadurch, dass er das Problem nicht sah, konnte er auch nichts dagegen unternehmen. Wir Eltern standen aber unter einem enormen Handlungsdruck, stand doch die Gesundheit und die Schulkarriere unserer Tochter auf dem Spiel. Wir habe unsere Erziehungsverantwortung so wahrgenommen, dass wir uns für die Rudolf Steiner Schule entschlossen haben. Die Schulangst verschwand damit sofort und unsere Tochter konnte wieder mit Freude am Unterricht teilnehmen. Sie hat uns während der ganzen Schulzeit immer wieder bestätigt, dass sie nie mehr in eine andere Schule gehen möchte. Auch die beiden jüngeren Töchter besuchten in der Folge die Rudolf Steiner Schule.
Ein gravierendes Schulproblem hat damit eine gute und ausgesprochen kostengünstige Lösung gefunden. Unverständlich bleibt allerdings, dass der Verursacher der Problematik (unsere Schulgemeinde) sich fortan die Schulkosten unserer Töchter sparen konnte, während dem wir Eltern insgesamt über Fr. 400’000 an Schulgeldern bezahlen mussten. Wie wäre die Sache wohl herausgekommen, wenn wir nicht in der Lage gewesen wären, ein Schulgeld zu bezahlen?
Der betreffende Junglehrer in unserer Gemeinde wurde schliesslich 5 Jahre später auf Initiative des Bezirksschulrates wegen pädagogischem Ungenügen entlassen. Die Schule kann sich 5 Jahre Zeit nehmen, wir Eltern können das nicht.