Fallbeispiel 3: Holen Sie eine zweite Meinung ein!

Kanton SG (Name der Elternlobby bekannt)

Unsere Tochter erhielt mit sieben die Diagnose ADS. Der Kinderarzt/Schul-psychologe kam nach einer 20 minütigen Evaluation zu diesem Schluss. Er drückte mir Prospekte in die Hand mit der Bemerkung, Ritalin sei eine gute Lösung. Ich ging völlig beduselt nach Hause, denn das Ganze ging für mich viel zu schnell. So haben wir uns entschieden, eine zweite Meinung in der Entwicklungspädiatrie einzuholen. Der Test dauerte viel länger, ihre ganze Geschichte wurde angeschaut, auch der Sauerstoffmangel bei der Geburt spielte eine wichtige Rolle. Die IV übernimmt nun die Therapien und Medikamente (die wir ihr nicht geben). Als sie 9 jährig war, hat man uns gesagt, sie habe das Recht, eine Sonderschule zu besuchen und Ritalin sei eine gute Lösung, damit käme mehr Ruhe in die Familie, denn auch eine Träumerin hat Ausbrüche, schreit und tobt. Als Alternative besuchte unsere ganze Familie einen Osteopathen, das hat Ruhe in die Familie gebracht und uns die Augen geöffnet. Es reicht nicht, nur die Kinder zu behandeln – Eltern brauchen professionelle Unterstützung und Hilfe.

Wir haben eine private Sonderschule angeschaut, aber die Ärzte und die Psychologin, die unsere Tochter betreut, haben uns abgeraten, es sei nicht die Lösung. Nun ist sie das dritte Jahr in einer Privatschule; sie fördert ihre Individualität und bietet einen Integrationsplatz. Hier wird sie auch von einer Heilpädagogin betreut. Diese Schule erlaubt die Einnahme von Ritalin nicht, es erschwere die Zusammenarbeit mit dem Kind. Ein Antrag auf Unterstützung beim Kanton wurde abgelehnt, diese Privatschule sei keine anerkannte Sonderschule. Doch eine anerkannte Internatsschule würde bezahlt. Diese kostet aber das 3-fache. Das fanden wir unlogisch, zudem wäre ein Internat in unserem Fall kontraproduktiv. Gerne hätten wir den negativen Entscheid an eine höhere Instanz weiter gezogen, aber dazu fehlt uns das Geld. Heute geht es unserer Tochter gut, sie geht gerne zur Schule, ist motiviert und wird immer selbständiger. Medikamente nimmt sie keine, wir halten gemeinsam die schwierigen Stunden aus. Wir wissen, dass sie ihren Weg machen wird und unsere Aufgabe ist es, sie dabei zu unterstützen.

 

Übersicht aller Leidensgeschichten und Fallbeispielen